Brachycephalie Hund
Das brachycephale Syndrom beim Hund lässt sich ganz einfach erkennen. Die betroffenen Tiere besitzen einen kürzeren und weiteren Schädel sowie eine kürzere Nase. Das bringt das Kindchenschema ins Spiel und weckt in uns Zuneigung und Sympathie. Es mag ein Grund sein, warum viele dieser Hunderassen besonders beliebt sind. Dabei treten im Zusammenhang mit dem brachycephalen Syndrom beim Hund gesundheitliche Probleme auf, die ich im folgenden Artikel erläutere.
Was ist das Brachycephales Syndrom beim Hund
Dieser Begriff lässt sich mit Kurzköpfigkeit übersetzen. Die Rede ist von dem Verhältnis zwischen der Länge und Breite des Schädels. Liegt ein brachycephales Syndrom beim Hund vor, haben wir es mit einem breiteren und kürzeren Schädel zu. Das Ganze macht sich in einem runden Kopf, einem kurzen Kiefer und einer ebenso kurzen Nase bemerkbar.
Nun tritt ein brachycephales Syndrom beim Hund nicht rein zufällig auf. Es gibt bestimmte Rassen und Züchter, die dieses Phänomen provozieren. Schließlich bewahren sich selbst ausgewachsene Hunde mit diesen Kopfformen das Kindchenschema, das in uns Menschen Sympathie hervorruft.
Was passiert beim brachycephalen Synchrom mit dem Hund?
Das Längenwachstum des Gesichtsschädels ist beim brachycephalen Syndrom gehemmt und führt zunächst zu veränderten Nasenmuscheln und verkleinerten Nasennebenhöhlen. Diese anatomischen Besonderheiten führen zu unwiederbringlichen Problemen in der Atmung. Grundsätzlich ist der Atemwiderstand sehr hoch. Der Hund ist ein obligater Nasenatmer. Das bedeutet, dass für ihn die Nasenatmung unverzichtbar ist. Ist nun aber die Nase deformiert, führt das zu unwiederbringlichen Atemproblemen.
Bei welchen Rassen kommt es zum brachycephalen Syndrom?
Es gibt ganz bestimmte Hunderassen, die von dem brachycephalen Syndrom betroffen sind. Zu den bekanntesten Vertretern gehören
- die französische Bulldogge,
- der Mops,
- die amerikanische und die englische Bulldogge,
- der Boxer,
- der Pekinese,
- der Pinscher,
- der Cavalier Kind Chares Spaniel oder
- der Lhasa Apso.
ACHTUNG: Das brachycephale Syndrom gibt es nicht nur beim Hund. Es ist auch bei den Katzenrassen weit verbreitet, wie zum Beispiel bei der Perserkatze oder bei der Scottish Fold.
Beeinträchtigung der Atmung
Es ist nicht überraschend, dass eine massive Verkürzung des Schädels die Atmung und die Gesundheit der Hunde einschränkt und beeinflusst. So beziehen wir uns mit dem brachycephalen Syndrom beim Hund auf die gesundheitlichen Probleme, die im Zusammenhang mit der besonderen Schädelform stehen. Diese gesundheitliche Beeinträchtigung kann je nach Ausmaß am Schädelknochen stark variieren.
So kommt es in eher leichteren Fällen zu Nebengeräuschen beim Atmen. Typischerweise erkennen viele ihren Hund am Schnarchen, Schniefen, Grunzen oder Röcheln. Gerade bei warmen Temperaturen weisen diese Hunderassen eine geringere Belastbarkeit auf, da sie durch ihre Atemapparat beeinträchtigt sind.
Diese Formen der gesundheitlichen Beeinträchtigungen können bis in den lebensbedrohlichen Zustand reichen. So gilt es, die Anforderungen beim Spazierensgehen, Spielen und bei Aufregung an den jeweiligen Temperaturen zu orientieren.
Ungewöhnliche Atemgeräusche
Viele Hundebesitzer misinterpretieren die Atemgeräusche ihrer Hunde und sind dann völlig überrascht, wenn es sich dabei um eine gesundheitliche Beeinträchtigung handelt. Es hat nichts mit einem Ausdruck von Wohlbefinden zu tun, wenn die Hunde beim Atmen und Schlafen grunzen. Diese Geräusche sind ein Ausdruck dafür, dass die Atemluft nicht störungsfrei die Luftwege passieren kann. Eine Behinderung der Atemwege ist eine krankhafte Ausprägung und sollte niemals als rassetypische Eigenschaft angesehen werden.
Symptome des Brachycephalen Syndrom
Die Probleme mit dem brachycephalen Syndrom gehen auf die folgenden Bereiche zurück:
- Schnarchen bei engen Nasenlöchern
- abnormale Nasenmuschel
- Zu kleiner Kehlkopf
- Zu langes Gaumensegel
- Kehlkopfkollaps
Deformierung der Gaumensegel
Das Problem des Gaumensegels tritt auch bei meiner Rasse auf, dem Staffordshire Bullterrier. Ich habe schon einige Male mit verzweifelten Hundebesitzern und Welpenkäufern telefoniert, die einen Hund zuhause haben, der abnorme Geräusche beim Atmen von sich gibt.
Das Ganze verstärkt sich unter Belastung und die Tiere Probleme haben, sich zu beruhigen. Ich appelliere an die Züchter und Fans der betroffenen Rassen gerade in den Ahnentafeln und in den Vorfahren diese Problematik auszuschließen und gesund geformte Köpfe und freie Atemwege in die Zucht zu nehmen. Viele dieser Hunde, die vom brachycephalen Syndrom betroffen sind, erreichen nicht im Ansatz das Alter der Hunde, die ganz normal atmen.
Eine typische Ausprägung ist die geräuschvolle Art. Betroffene Hunde sind wenig bis gar nicht belastbar und hecheln im Vergleich zu normalen Rassen intensiver. Dazu kommen Probleme bei der Nahrungsaufnahme. Drastischer wird es mit dem Sauerstoffmangel, wenn der kleine Hund aufgeregt ist oder hohen Belastungen ausgesetzt ist. Der extreme Sauerstoffmangel kann schlimmstenfalls Erstickungsanfälle hervorrufen.
Behandlung und Therapie
Einige dieser Missbildungen müssen chirurgisch behandelt werden, wenn sie nicht zu einer lebensbedrohlichen Situation führen sollen. Es handelt beim brachycephalen Syndrom um ein komplexes Problem, das wir nicht mit einer OP vom Tisch wischen. Der chirurgische Eingriff verbessert den aktuellen Zustand zwar deutlich. Die eigentlichen Ursachen kann er aber nicht aus dem Weg räumen.
weitere gesundheitliche Probleme
Neben den Beeinträchtigungen bei der Atmung kommen weitere gesundheitliche Probleme in Verbindung mit dem brachycephalen Syndrom beim Hund dazu. Der extrem kurzgezüchtete Kopf geht einher mit überschüssiger Haut und Faltenbildung. Ich verweise auf die wulstigen Gesichtsfalten, die über die Nasenöffnungen hinaus hängen und diese bei der Atmung behindert.
Darüber hinaus kann es zu unangenehmen Entzündungen der Haut kommen. Bei einer enorm starken Ausprägung der Gesichtsfalte sollte diese unbedingt chirurgisch entfernt werden. Gerade der Mops und die französische Bulldogge leiden im Zusammenhang mit dem Syndrom unter
- Beschwerden des Magen-Darmbereichs,
- Fehlbildungen der Wirbelsäule,
- wiederkehrenden Ohrenentzündungen,
- Zahnfehlstellungen und
- unter einer Luxationen der Kniescheibe.
Störung der Temperaturregelung
Betroffene Tiere werden in der Klinik erst einmal ausführlich untersucht. Das Hauptaugenmerk liegt auf den Nasenlöchern und der Nasenhöhle. Die Fachärzte stellen veränderte Gaumensegel oder verkürzte Rachenräume fest. Für die spätere Behandlung ist es von Relevanz, ob nur eine Beeinträchtigung solitär auftritt oder ob es sich um eine Kombination aus mehreren Problemen handelt.
Eines haben alle Hunde, die am brachycephalen Syndrom leiden, gemeinsam. Die Anfälligkeit gegenüber Atemnot steigt mit der Wärme. Schließlich besitzen die betroffenen Tiere eine verminderte Fähigkeit zu hecheln, also mit heraushängender Zunge durch die Nase einzuatmen und durch das Maul auszuatmen. Durch das Hecheln produziert das Tier einen starken Luftzug, der sich positiv auf die Verdunstung auswirkt und zugleich den gesamten Körper kühlt.
Außerdem sorgt die Hundenase für die notwendige Abkühlung. Durch die feinen Nasenmuscheln entsteht eine vergrößerte Oberfläche, die wiederum von dem Nasendrüsen feucht gehalten wird. Strömt die Einatemluft durch die Nasenmuscheln, setzt dies Verdunstungskälte frei, die das Blut der Tiere abkühlt. Sind die Nasenmuscheln derart verkleinert, funktioniert diese Form der Wärmeregulation nicht mehr.
Was können Hundehalter tun?
Bei vielen Tieren werden die Symptome mit zunehmendem Alter schlimmer. Darüber hinaus kommt es zu einer Traumatisierung der Gewebestrukturen im Kehlkopf und Rachenraum. Die Verdickung in den Gewebeschichten erhöht den Atemwiderstand und verschlimmert die Probleme, die diese Tiere im Alltag haben.
Nach Operativen Eingriffen verschreiben die Tierärzte Cortisonpräparate, um die Atmung zu entlasten. In der Operation entfernen die Tierärzte Gewebe, das für die Einengung der Atmung verantwortlich ist. Darüber hinaus ist es möglich, das Gaumensegel zu kürzen, die Nasenlöcher zu erweitern und sogar Teile der Nasenmuschel zu entfernen.
Grundsätzlich rate ich allen Hundehaltern vor dem Kauf der betroffenen Rassen Wert auf eine Aufklärungsarbeit zu legen. Schaut euch ganz genau Muttertier und Rüden an.
Mittlerweile erfolgt ein Umdenken im Ausstellungswesen, sodass viele Richter selbst preisgekrönte Hunden mit brachycephalem Syndrom keine vorzügliche Bewertungen geben. So sollte eine französische Bulldogge in der Lage sein, 2-3 große Runden im Ausstellungsring zu laufen, ohne dass ihre Zunge bereits auf dem Boden hängt.