Nervosität, Zittern und Unruhe gehören zu ungewöhnlichen Verhaltensweisen beim Hund, die auf ein bestimmtes Problem oder sogar auf eine Krankheit verweisen. In diesem Beitrag wollen wir kein Patentrezept liefern, sondern vielmehr den Hintergrund analysieren. Mein Hund ist ständig nervös? Oftmals liegt die Problematik in der direkten Umgebung, in der Erziehung und in der Haltung.
Das Wichtigste auf einen Blick:
- Mein Hund ist ständig nervös weil Angst und Nervosität als Zeichen von Unsicherheit
- konsequente Erziehung ist Grundlage für ausgeglichenen Hund
- Nervosität niemals belohnen durch tröstendes Streicheln
- Hund aus beängstigender Situation herausnehmen
- jeden Tag Kuschelzeit mit Hund verbringen
Ursachen für nervöses Verhalten beim Hund
Nervosität und Unruhe beim Hund signalisiert oftmals ein Unbehagen, das wir schnellstmöglich abstellen sollten. Es bedeutet für unseren Vierbeiner enorme Einbußen, was seine Lebensqualität anbelangt.
Mit dem Stresspegel, der auf unsere Vierbeiner einwirkt und der Belastbarkeit eines Tieres erhalten wir eine Orientierungsgrundlage, mit der Herrchen und Frauchen arbeiten können. So macht es einen Unterschied, ob ihr einen Hund in einer Stadtwohnung oder auf dem Land haltet.
Nicht jeder Rasse eignet sich zum Beispiel für ein Leben in einer Stadt mit Tausenden Eindrücken und unzähligen Geräuschen. Mein Hund ist ständig nervös – Tatsächlich gibt es Hunderassen, die eher gestresst reagieren als andere. Hier ist von der Reizschwelle die Rede.
Nervosität – Eine Frage der Reizschwelle:
Spricht ein Hundetrainer auf dem Hundeplatz von der Reizschwelle deines Vierbeiners, meint er den Punkt, an dem ein Hund anspricht.
Besitzt ein Hund zum Beispiel eine niedrige Reizschwelle, gehört nicht viel dazu und der Vierbeiner spricht auf einen äußeren Reiz an.
Sehr sensible Hunderassen besitzen eine niedrige Reizschwelle und sollten wenn möglich nicht in einer sehr lebendigen und actionreichen Familie leben. Sie würden in diesem Umfeld zu starker Nervosität neigen und im schlimmsten Fall abnormales Verhalten zeigen.
Andere Hunderassen mit einer hohen Reizschwelle eignen sich zum Beispiel für Kinder, da sie mit einem lebendigen Umfeld problemlos zurecht kommen. Hier ist von so genannten Familienhunden die Rede, die ein Fehlverhalten von Kindern verzeihen, ohne überzureagieren.
Wunsch nach Aufmerksamkeit?
Andere Hunde versuchen ständig im Mittelpunkt zu stehen. Sie signalisieren, dass sie ihren Platz im Rudel noch nicht gefunden haben. Wenn ein Hund seine genaue Position kennt, kann er viel relaxter und ruhiger reagieren und leben.
Hunde, die ständig um die Aufmerksamkeit ihrer Besitzer buhlen, auf den Schoß von Gästen springen und hysterisch bellen, sobald sich Herrchen und Frauchen mal unterhalten, sind eines der deutlichsten Zeichen für Nervosität.
In diesem Fall ist es sogar möglich, dass der Hund selbst den dominanten Part in der Mensch Hund Beziehung einnimmt. Hier schrillen für jeden Hundetrainer die Alarmglocken. Mein Hund ist ständig nervös?
In diesem Fall sollten die Besitzer sofort eingreifen und für klare Verhältnisse sorgen. Kippt nämlich das dominante Verhältnis, bringt die Nervosität viele andere Probleme mit sich.
So stellst du das nervöse Verhalten bei deinem Hund ab:
In den meisten Fällen fehlt es an den entscheidenden Schlüsselpunkten an Konsequenz. Sie ist eine der Grundvoraussetzungen für ein Rudel und einen gehorsamen Hund. Vierbeiner haben ganz feine Antennen, wenn es darum geht, konsequent den eigenen Erziehungsziel durchzustehen.
In der Erziehung geht es in vielen Punkten um das Lesen der Hundesprache und der Verhaltensweise. Nur wenn Herrchen und Frauchen folgerichtig genau der entsprechenden Situation reagieren und auf ihren Hund einwirken, kann diese Reaktion beide miteinander verbinden.
Wer seinen Hund zum Beispiel herbeiruft und beim Eintreffen nicht sofort lobt, hat den Zeitpunkt für die Belohnung verpasst. Schon ein paar Sekunden später kann der Vierbeiner das Lob seines Besitzers nicht mehr mit dem Herbeilaufen verbinden.
Schickst du zum Beispiel deinen Hund auf seinen Schlafplatz und er steht auf und legt sich an eine andere Stelle, untergräbt er deine Autorität.
Schließlich bist du der Rudelführer und hast zu bestimmen, wo der Rest des Rudels zur Ruhe kommen. Schon diese Form der Inkonsequenz kann sich in einem bellenden Hund bemerkbar machen, der schon bald weder den Besuch noch den Briefträger zur Tür herein lässt. Mein Hund ist ständig nervös: Tiere brauchen Grenzen, um sich an ihrem Umfeld zu orientieren.
So reagierst du richtig!
Zeigt der Hund nervöses und unruhiges Verhalten, solltest du ihn dabei niemals positiv unterstützen. Ein zitternder, jaulender oder hysterisch bellender Hund ist kein Grund für ausgiebige Streicheleinheiten.
Damit würdest du deinem Vierbeiner signalisieren, fein gemacht, mach nur weiter so. In der nächsten Situation wird sich die Reaktion des Hundes verschärfen. Reagiere mit Ruhe und Besonnenheit und nimm einen Hund aus der Situation ohne Kommentar.
Darüber hinaus solltest du in den Alltag regelmäßige Schmusezeiten und Kuschelstunden einbauen, die nichts mit Nervosität und Angst zu tun haben. Gönnt euch ein paar Kuschelminuten, das wird sich positiv auf eure Beziehung auswirken. Zudem hat der Hund ab diesem Zeitpunkt nicht mehr das Gefühl, sich die Aufmerksamkeit von Herrchen und Frauchen über Nervosität erarbeiten zu müssen.
Die Basis für eine ausgeglichene Hund-Mensch-Beziehung
Im Grunde genommen geht es um eine konsequente und liebevolle Erziehung, die sich am Charakter eines Hundes orientiert.
Wer sich gerade mit dem Gedanken trägt, einen neuen Vierbeiner zu adoptieren sollte mit einer Familie mit vielen Kindern eine Hunderasse auswählen, die eine hohe Reizschwelle besitzt. Jeder Hund hat das Recht auf einen festen Schlafplatz und eine Position in eurem Rudel. Das kann auf lange Sicht Nervosität und abnormales Verhalten in Luft auflösen.
Quellen und weiterführende Ressourcen
- Hans Räber: Brevier neuzeitlicher Hundezucht. 5. Auflage, Verlag Paul Haupt, Bern 1995, ISBN 978-3-258-04974-8
- Der Hund, Geschichte, Biologie und Verhalten von Dr. Ádám Miklósi, Leiter des Lehrstuhls für Ethologie an der Eötvös Loránd Universität in Budapest ISBN 9783258080451 abgerufen ↑