Hypothyreose durch Jodmangel und Kropfbildung beim Pferd
Die Schilddrüsenunterfunktion ist eine im mitteleuropäischen Raum überaus häufig vorkommende Störung und kann Menschen und Tiere gleichermaßen betreffen.
Ursächlich ist dafür vor allem eine Mangelzufuhr an Jod, die sich beim Menschen ernährungsbedingt überaus schnell entwickeln kann und der man industriell etwa mit Hilfe von Jodzusätzen in Speisesalz oder im Trinkwasser zu begegnen versucht.
Jodmangel und Kropfbildung
Beim Jod handelt es sich um ein Spurenelement, das in der Natur fast überall vorkommt, allerdings sind die höchsten Anteile in Seefisch und Meeresalgen zu verzeichnen und es gibt insbesondere in der Alpengegend jodarme Regionen.
Im Gegensatz zu den ozeannahen Gegenden kann sich der Stoff hier nicht mit Hilfe des Niederschlages über das Land verteilen, so dass die Kropfbildung beim Menschen auf Grund der mangelnden Jodzufuhr hier früher häufig ein Problem war. Insbesondere in diesen Regionen sind Menschen und Tiere auf entsprechende Nahrungsmittelergänzungen angewiesen.
Für Pferde eignen sich hier insbesondere Präparate auf Algenbasis, die dem Futter beigemengt werden, wobei man hier als Tierhalter immer auch vorsichtig sein muss, da eine übermäßige Zufuhr des Spurenelementes auch beim Pferd eine Überfunktion der Schilddrüse auslösen kann.
In Gegenden in denen die Nitratgehalte des Trinkwassers oder Grünfutters entsprechend hoch sind, kommt eine Schilddrüsenunterfunktion beim Pferd deutlich häufiger vor, Nitrat bei Tieren wie bei Menschen sowohl die Resorption des Jods, wie auch dessen Transport in die Schilddrüse hemmt.
Die Inhaltsstoffe bestimmter Fertigfuttermittel sollten außerdem immer genau vom Halter oder Pfleger des Pferdes in Augenschein genommen werden, da es auch hier Stoffe gibt, die den Jod-Transport behindern.
Symptome der Schilddrüsenunterfunktion beim Pferd
Eine Schilddrüsennunterfunktion beim Pferd entsteht hauptsächlich durch eine mangelhafte Jodzufuhr und äußert sich typischerweise mit den im Folgenden aufgezählten Symptomen:
(1) Auf Grund der Verringerung des Grundumsatzes, die beim Pferd als Folge einer unzureichenden Jodzufuhr schnell auftreten kann, produziert die Schilddrüse die lebenswichtigen Hormone nur in geringerer Menge. Die in Folge auftretenden Symptome sind eine Kropfbildung, also einer Vergrößerung der Drüse, mit der das betreffende Organ sich sozusagen bemüht, den Hormonmangel zu kompensieren.
(2) Ein andauernder Mangel an Schilddrüsenhormonen löst bei Tier und Mensch Symptome eines Leistungsabfalles aus.
(3) Eine Schilddrüsenunterfunktion beim Pferd macht sich darüber hinaus schnell in Form von Strukturschädigungen des Fells bemerkbar; dieses wirkt struppig wächst paradoxerweise stärker.
(4) Typischerweise treten im Rahmen eines chronischen Jodmangels und einer dadurch ausgelösten Unterfunktion der Schilddrüse beim adulten (also erwachsenen) Pferd auch Wassereinlagerungen (Ödeme) auf, die sich besonders auf die Gliedmaßen erstrecken.
Gefahren der Schilddrüsenunterfunktion beim Pferd
Insbesondere für gebärfähige Stuten und deren Nachwuchs kann ein dauerhafter Jodmangel sehr gefährlich werden, da neben der Leistungsschwächung des Mutterpferdes, auch die Entwicklung des Fohlens in lebensbedrohlicher Weise beeinträchtigt wird.
Ein chronischer Jodmangel verlängert die Tragezeit und kann neuronale Enwicklungsstörungen, sowie Fehlbildungen des noch sehr fragilen Skelettes auslösen. Fehlgeburten treten im Rahmen einer solchen Jodmangel-Erkrankung natürlich gehäuft auf.
Wie bereits erwähnt bestehen die Gefahren für das adulte Pferd insbesondere in einer chronischen Schwächung des Organismus und des Immunsystems, die weitere schwerwiegende Erkrankungen nach sich ziehen kann.
Aber auch eine Unterfunktion der Schilddrüse selber kann lebensbedrohlich werden, wenn sie nicht in ausreichender Weise behandelt wird. Hier kann es – ebenso wie beim Menschen – zu einer hypothyreotischen Krise und einem sogenannten Myxödemkoma kommen.
Diese schwerwiegende Stoffwechselentgleisung muss rasch diagnostiziert werden, da die Sterblichkeitsrate bei nicht rechtzeitiger Behandlung überaus hoch ist.
Behandlung der Schilddrüsenunterfunktion
Eine Hypothyreose beim Pferd kann häufig schon durch entsprechende Präventionsmaßnahmen und Kontrolle exogener Faktoren (etwa der erhöhte Nitratgehalt im Trinkwasser) verhindert werden, so dass sich die entsprechenden Symptome dieser Erkrankung gar nicht erst entwickeln müssen.
Ist eine Schilddrüsenunterfunktion beim Pferd sicher diagnostiziert und können exogenen Auslöser als Ursache sicher ausgeschlossen werden, so ist eine Behandlung mit dem Schilddrüsenhormon L-Thyroxin indiziert. Dabei muss sich der Pferdehalter darüber bewusst sein, dass eine Besserung der Beschwerden beim Tier üblicherweise erst nach einigen Wochen deutlich wird.
Bis zu diesem Zeitpunkt sollte der Vierbeiner keinen allzu starken Belastungen ausgesetzt werden. Eine Behandlung mit Jodpräparaten wird beim Pferd eher vermieden, da es hier durch die Empfindlichkeit der equinen Schilddrüse relativ schnell zu einer Überdosierung und damit zu einer Intoxikation des Tieres kommen kann. Einer Supplementierung mit Jod sollte daher grundsätzlich eine Futteranalyse vorausgehen, mit deren Hilfe man die tatsächlich aufgenommene Menge des Spurenelementes bestimmen kann.
Erst im Anschluss ist es sinnvoll über Futterbeimengungen nachzudenken. Auch unabhängig von einer nachweisbaren Hypothyreose wird Pferden vom Tierarzt teilweise L-Thyroxin verabreicht, insbesondere wenn sich deren Stoffwechselvorgänge als stark verlangsamt präsentieren.
Eine Eigendiagnose durch den Halter ist natürlich nicht anzuraten und es muss immer ein Experte mit einbezogen werden, der klären kann, ob die Symptome von einer Schilddrüsenunterfunktion beim Pferd kommen oder andere Ursachen haben.
Es muss weiterhin auch bedacht werden, dass bei Vorliegen von Neoplasien, also Tumoren des Schilddrüsengewebes auch beim Pferd manchmal eine operative Tumorentfernung oder eine Resektion von Schilddrüsengewebe die einzige Behandlungsmöglichkeit ist. Hier kann in der Folge eine dauerhafte oder gar lebenslange Gabe von L-Thyroxin notwendig werden.
Literatur:
Franziska Aumer, Anna May, Robert Schmitz, Heidrun Gehlen: Schilddrüsenerkrankungen beim Pferd. In: Pferdeheilkunde 27 (2011) 6. S. 578-584